Vor 30 Jahren: Visionen für ein neues Siegufer

“Blick von der Siegbrücke“. Historische Ansichtskarte (datiert um 1910) mit Blick auf die Wiesen des Siegufers, über die ab 1968 die “Siegplatte“ errichtet werden sollte. Am linken Bildrand die Färberei Adolf Koch (Quelle: Stadtarchiv Siegen, Best. Ansichtskartensammlung)

“Blick von der Siegbrücke“. Historische Ansichtskarte (datiert um 1910) mit Blick auf die Wiesen des Siegufers, über die ab 1968 die “Siegplatte“ errichtet werden sollte. Am linken Bildrand die Färberei Adolf Koch
(Quelle: Stadtarchiv Siegen, Best. Ansichtskartensammlung)

„Wenn aus einer Vision Wirklichkeit wird“ so beschreibt der Siegener Kunstverein seine Rückschau auf eine Kunstaktion vor 30 Jahren. Es wäre auch ein schöner Titel für das Siegener Uferfest am vergangenen Wochenende gewesen.

“ …. Pure Freude wird Anfang September an Siegens neuen Ufern herrschen. Ein großes Fest kündigt sich an. Wie sich das Herzstück der Unterstadt gegen einstmals unterschiedlich motivierten, heftigen Widerstand aus Reihen der Politik und Bevölkerung verändert hat, das kann sich sehen lassen. Bürgerinnen und Bürger haben sich nicht nur das umgestaltete Ufer längst zu Eigen gemacht. Schon scheint sich die Autoplatte über dem ‚teilbeerdigten’ Fluss, der der Stadt ihren Namen gab, gänzlich aus dem Vorstellungsvermögen der meisten Siegener verabschiedet zu haben.
Vor 30 Jahren war der jungen Beuys-Schülerin und heutigen Kunstprofessorin Inge Mahn der Makel bei einer Stadtbesichtigung aufgefallen, den die Macher des Kunstvereins Siegen, voran sein erster Vorsitzende Wolfgang Suttner, eine unverzeihliche Bausünde nannten. Zur Einordnung: Der KV hatte unter der Leitlinie „Stadtgestaltung“ 10 auswärtige KünstlerInnen eingeladen, sich in Siegen umzutun, auffällige Orte auszumachen und mit künstlerischen Mitteln auf Verwerfungen und Auffälligkeiten zu reagieren. An diesem vom Land NRW unterstützen Projekt unter dem Titel “Durchgehend geöffnet“ waren zudem 4 regionale Künstler und 6 Kunststudierende beteiligt.

Inge Mahn hatte sich entlang der Siegüberkragung und des Kunstwegs für eine Installation von fünf frei im Siegwasser hängenden Aluminiumröhren entschieden. Die Bewegung von Wind und Wasser wurde von den Röhren aufgenommen. Die
Passanten konnten den „nach oben geholten Fluss“ wahrnehmen und sich ihre eigenen Gedanken dazu machen. Der Kunstverein bot Gelegenheiten zur Diskussion an. Das ästhetisch funktionierende Objekt hatte seine Befürworter, ebenso aber auch seine Kritiker. Der mit thematisierte Abriss gefiel etlichen überhaupt nicht. „Wohin
denn mit den Autos? Wer denkt hier auch an Umsatzausfälle anliegender Geschäfte.“ Der Streit führte letztlich dazu, dass die Verantwortlichen vor den Bürgermeister zitiert und gemaßregelt wurden. – Heute freuen sich alle darüber, dass Fluss und Mensch an dieser Stelle wieder freier atmen können…..“
Quelle: Kunstverein Siegen, Mitgliederbriefe III/2016

Mit seinem ersten „Klick in die Vergangenheit“ hatte sich das Stadtarchiv Siegen bereits 2013 mit der Geschichte der Siegplatte auseinandergesetzt – s. a. Fotos und Video der Vitrinenausstellung. Ebenfalls 2013 war die Siegufergestaltung bereits Gegenstand historischer Forschungen der Universität Siegen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert