St. Galler Globus wird Tilemann Stella zugeschrieben

Die Verkaufs-Vorschau für den Globus aus dem Jahr 1592 ist der Schlüssel zur Klärung der Herkunft des St. Galler Globus. (Bild: Zentralbibliothek Zürich), Link zur Abbildung in höherer Auflösung: http://dx.doi.org/10.7891/e-manuscripta-34116

Endlich ist die Herkunft des St. Galler Globus geklärt. Er stammt aus Norddeutschland und wurde vom Siegener Globenbauer Tilemann Stella hergestellt. Möglich wurden diese neuen Erkenntnisse durch ein Pergament, welches in einer Brockenstube verkauft worden ist.

Der St. Galler Globus gehört zu den bedeutendsten kulturhistorischen Objekten der Schweiz. Bisher wurde vermutet, dass er aus Augsburg oder Konstanz stammt. 2016 tauchte ein altes Pergament auf, das neue Schlüsse zuliess. Ein Koch aus Olten hatte es in einer Brockenstube gekauft. Über Umwege gelangte das wertvolle Dokument in die Zentralbibliothek. Die neuen Informationen gaben den Anstoss, die bereits laufende gemeinsame Forschung mit der Stiftsbibliothek St. Gallen und dem Schweizerischen Nationalmuseum zu intensivieren. Dabei stiessen die Wissenschaftler bei optischen und radiographischen Analysen auf drei übermalte Porträts von historischen Persönlichkeiten. Diese waren in den Stützstreben des Globus verborgen und ermöglichten eine definitive Klärung der Herkunft.
Die Auswertung der Befunde hat ergeben, dass der Globus Ende des 16. Jahrhunderts am Mecklenburgischen Hof in Schwerin hergestellt worden ist. Gebaut wurde er von Tilemann Stella (1525 – 1589), der im Dienste des Herzogs Johann Albrechts I. zu Mecklenburg stand. Allerdings waren zwei Arbeitsschritte nötig, um den Erd- und Himmelsglobus fertigzustellen. 1576 war er bis auf einige wenige Dekorarbeiten fertig. Der Herzog verstarb jedoch 1576 nach einer kurzen Krankheit, weshalb eine Widmung auf dem Globus fehlt. Sein Sohn, Johann VII., liess sich rund 15 Jahre später in einem der übermalten Porträts abbilden und erklärte sich damit zum Auftraggeber und Besitzer des Werkes. Die anderen beiden Porträts zeigten ursprünglich die Gelehrten Gerhard Mercator und David Chytraeus.
Damit ist ein grosses Rätsel der Globengeschichte gelöst worden. Eine ausführliche Beschreibung der wissenschaftlichen Herleitung von Jost Schmid ist in der Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte (ZAK), Heft 2/2017, (S. 145-156) erschienen. Der Globus kann im Landesmuseum Zürich besichtigt werden.

Quelle: Medienmitteilung der Zentralbibliothek Zürich/Stiftsbibliothek St. Gallen, 21. September 2017 via Neue Zürcher Zeitung v. 21.9.2017 (Danke an TT!).

s. a.
Universität Zürich, Pressemitteilung v. 22.9.2017
SRF Schweizer Radio und Fernsehen, Nachrichten v. 21.9.2017 mit Video
Blog des Schweizer Nationalmuseum, 21.9.2017

Literatur zu Tielemann Stella (Auswahl nach H.R. Vitts Siegerländer Bilbiographie [1972] und Sven Panthöfers Inhaltsverzeichnis zum „Siegerland“ [2002] ):

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GRÖSSLER, HERMANN: Die Karten der Grafschaft Mansfeld [beh. u. a. Tilemann Stella] – in: Mansfelder Blätter. Jg 11, 1897, S. 1-19

ESKUCHE, GUSTAV: Hochzeitlied für den Geographen und Ingenieur Tilmann Stolz aus Siegen, – Siegen 1898. 16 S. Aus: Siegener Ztg. Jg 76, 1898, Nr 60

GRÖSSLER, HERMANN: Die bis jetzt bekannt gewordene älteste Karte der Grafschaft Mansfeld [v. Tilemann Stella] – in: Mansfelder Blätter. Jg 16, 1902, S. 138-144

ERNST, GUSTAV: Tilemannus Stella von Siegen – in: Siegerland. Bd 3, 1915-18, S. 61-64, 92-97

ERNST, GUSTAV: Tilmann Stellas Karten von Palästina – in: Siegener Ztg. Jg 99, Nr 123 v. 30. 5. 1921

ERNST, GUSTAV: Tilmann Stella’s Karten von Mansfeld – in: Eislebener Tagesblatt v. 7. u. 14. 1. 1922, Beil. f. stille Stunden Nr 1, 2

ERNST, GUSTAV: Tilemann Stella al Schützling Melanchthons – in: Der Beobachter f. d. Lande an Sieg u. Dill, an Lahn, Lenne u. Eder. Jg 4, 1922, Nr 21, 22

ERNST; GUSTAV: Das Privilegium des Kaisers Maximilian II. für Tilemann Stella von Siegen (1569) – in: Die Heimat. Jg 6, 1924, S. 234/235

ERNST, GUSTAV: Tillmannus Stella Sigenensis in Zweibrücken 1563 – in: Siegener Ztg. Jg 102, Nr 209 v. 5. 9. 1924, Unterh.-Beil.

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HÄBERLE, DANIEL: Tilemann Stellas Karten vom Oberamt Zweibrücken aus dem Jahre 1564 – in: Pfälz. Museum – Pfälz. Heimatkunde. Jg 41, 1924, S. 138

HÄBERLE, DANIEL: Tilemann Stellas Karten über die Zweibrücker Gegend aus dem Jahre 1564 – in: Westpfälz. Geschichtsblätter. Jg 24, 1924, S. 23; Jg 25, 1926, S. 6-8

ERNST, GUSTAV: Von der Familie des Tilemanus Stella Sigensis – in: Siegerland. Bd 7, 1925, S. 51-55

ERNST; GUSTAV: Tilemann Stella’s Reise nach Wien 1560 – in: Siegener Ztg. Jg 103, Nr 74 v. 28. 3. 1925, Unterh.-Beil.

ERNST, GUSTAV: Aus der Jugend Tillmann Stlla’s – in: Siegener Ztg. Jg 103, Nr 196 v. 22. 8. 1925, Unterh.-Beil.

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ORTELIUS, ABRAHAM: Tilmann Stoltz – in: Ortelius: Catalogus cartographorum. T. 2. Gotha 1930. S. 72-77

JUNG, RUDOLF: Ein Siegener Mathematiker, Geometer und Geograph zu Luthers Zeiten [Tilemann Stella] – in: Heimatland. Jg 6, 1931, S. 97/98

BARTZ, WALTER: Der Zeichner der ersten Sonderkarte der Grafschaft Mansfeld, Tilemann Stella (1524-1589) – in: Mein Mansfelder Land. Jg 10, 1935, S.246/247

GÜTHLING, WILHELM: Tilmann Stella – in: Nass. Lebensbilder. Bd 4, 1950, S.24-28

KIEFER, F.: Der Wasserbaumeister Tilemann Stella – in: Pfälz. Heimatblätter. Jg 7, 1959, S. 47-48

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SPIES, HEINZ: Das Kartenwerk des Tiemann Stella. Historische Geographie als Grundlage z. Heimatforschung – in: Geschichte u. Landschaft. Heimatbeil. d. Saarbrücker Ztg. Nr 75, 1966

ROEDIG, BERND: Historische Landkarte von Tilmann Stella aus Siegen – in: Unser Heimatland. Jg 34, 1966, S. 21/22

GRAMSS, KARL HEINZ: Karriere im Herzogtum Mecklenburg. Rückblick auf eine Ausstellung zum 400. Todestag von Tillmann Stolz „Stella“ (1525-1589) – in: Siegerland  Bd. 66, 1989, S.9-13

MICHEAL. ECKHARD: Kartograph, Wasserbauingenieur, Landmesser und Hofbibliothekar. Vortrag über Tilemann Stella von Siegen zum 400. Todestag – in: Siegerland, Bd. 66, 1989, S. 14-23

CORDSHAGEN, CHRISTA: Tilemann Stellas Wirken in Mecklenburg. Theoretische Schriften und deren Umsetzung in seinen Karten – in: Siegerland, Bd 66, 1989, S.83-88

 

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