Fernsehhinweis „Geheimnis Burg Vogelsang“

WDR, Freitag, 17. April 2015, 20:15 – 21:00 Uhr (Wdh. am 18.04.2015 um 16:05 Uhr)
Ein Film von Judith Voelker, Redaktion: Thomas Kamp, Gudrun Wolter

„Sie beherrscht die Landschaft der Nordeifel, ist wie eine Schaubühne in die
Naturkulisse hineingebaut: Die Ordensburg Vogelsang, absichtsvoll inszeniert für die Ewigkeit. Viele Menschen kennen sie als Ausflugsziel inmitten des Nationalparks Eifel. Noch heute ranken sich viele Mythen um diesen Ort und darum, was sich hier abspielte. Eine Burg ist die Anlage jedenfalls nicht. Die Bruchsteinfassade verkleidet einen modernen Zweckbau aus Stahlbeton, geplant als Kaderschmiede für den Führungsnachwuchs der Nationalsozialisten: In der Abgeschiedenheit der Eifel sollte die neue völkische Elite herangezogen werden. Doch am Ende diente das Gelände als Truppenübungsplatz erst für britische und dann für belgische Truppen. Seltene historische Aufnahmen und Zeitzeugenerzählungen machen den Wandel auf der Burg bis heute zu einem Stück erlebnisreichen Geschichtsfernsehens.“
Der Siegerländer Nationalsozialist Richard Manderbach war von 1935 bis 1939 „Burgkommandant“.
Quelle: WDR Fernsehen Newsletter Dokumentation
Link zur Internetseite der Sendung

2 Gedanken zu „Fernsehhinweis „Geheimnis Burg Vogelsang“

  1. Wiederum offensichtlich ein erschreckendes Beispiel für sensationalistisches, journalisierendes Geschichtenerzählen anstelle einer analytischen, professionellen Zugangsweise, die für die Geschichtsschreibung um diesen Ort besonders charakteristisch ist, nachdem bislang ernsthafte, kontextualisierende Forschung zur politischen Schulung in der NSDAP stark vernachlässigt worden ist und auf der anderen Seite die journalistische Lieblingsquelle schlechthin, die Zeitzeugenerzählungen, das Geschichtsbild bestimmen. Ein Beispiel, das auch in diesem Film bemüht wird, ist die Legende, wonach in den Luftschutzbunkern NS-Raubgut aus den besetzten Gebieten gelagert worden sei, weil diese Zeitzeugen berichten, dass ihnen dessen Zutritt bei Luftangriffen verwehrt worden sei – das ist auch Thema in einem sehr schlechten, epigonalen „Eifelkrimi“ des Journalisten Stefan Everling („Totenvogelsang“). Demgegenüber muss ich nach mehreren wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesem Thema (z.B. in der Zeitschrift „Geschichte in Köln“ 54, 2007 und 56, 2009 sowie zur Schulung in Band 25 der Jahresschrift des Geschichtsvereins des Kreises Euskirchen, ISBN 978-3-941037-83-0) und der Einsicht in alle archivalischen Quellen zu den Ordensburgen selbst sowie u.a. des Einsatzstabes Rosenberg (BAB NS 30 etc., Staatsarchiv Kiew, National Archives Washington etc.) feststellen, dass diese Geschichten bestenfalls Legenden sind, weil sich für diese Zeitzeugen-Erzählungen kein archivalischer Beweis erbringen lässt. Sie werden allerdings – horribile dictu – von den für die Konversion Vogelsangs Verantwortlichen der „Vogelsang ip“ selbst auch noch unterstützt: ein dort angelegtes sog. Archiv – zu dem ich selbst beigesteuert habe – ist für die Forschung nicht nutzbar, und eigene Forschung findet nicht statt, während Fernsehsendungen und Zeitungs-Berichterstattung wie dieses Produkt gefördert werden. Ergebnis: solche Sendungen müssen mit äußerst kritischem Auge und sehr wachem Gehirn wahrgenommen werden.

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