Depositum Ernst im Stadtarchiv


Eins kommt zum anderen: Nachdem im Frühjahr die Feldpostbriefe des Siegener Bürgers Louis Ernst aus dem Deutsch-Österreichischen Krieg veröffentlicht worden sind und das Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein das Konvolut der über sechzig Briefe erwerben konnte, erhielt jetzt das Stadtarchiv Siegen ein weiteres, überaus wertvolles Archivale aus dem Nachlass des ehemaligen Direktors der Siegener Wiesenbauschule.
Im Zusammenhang mit biografischen Recherchen für die Herausgabe der Feldpostbriefe war das Stadtarchiv auf den im Rheinland lebenden Urenkel Louis Ernsts gestoßen, in dessen Besitz sich große Teile des Nachlasses befinden. Begeistert von der gelungenen Edition entschloss sich nun die Familie spontan eines der wertvollsten Stücke dem Stadtarchiv Siegen als Dauerleihgabe zu übergeben. Zwei Jahre nach seiner Rückkehr aus dem Krieg schrieb der damals in Elberfeld lebende Chemiker seine „Erinnerungen aus dem böhmischen Feldzuge“ in einem Bericht von 337 Seiten mit gestochen scharfer Handschrift nieder. In den Deckel des mit Goldschnitt versehenen Bändchens ist das preußische Erinnerungskreuz für die Teilnehmer an der Schlacht von Königgrätz eingelassen. Einen besonderen Wert erhält das Depositum durch die Beilage des einzigen bekannten Fotos, das Louis Ernst als Soldaten zeigt.
Ab sofort steht das Depositum den Benutzern des Stadtarchivs zur Einsichtnahme zur Verfügung.
Die Feldpostbriefe sind veröffentlicht in der Publikation: Ludwig Burwitz / Armin Nassauer / Olaf Wagener (Hrsg.), Der Deutsche Krieg von 1866. Die Feldpostbriefe des Soldaten Louis Ernst, Frankfurt am Main 2016 (Peter Lang Verlag)

2 Gedanken zu „Depositum Ernst im Stadtarchiv

  1. Ließe sich die Aussage auch so formulieren: „Große Teile des Nachlasses befinden sich in Privatbesitz und stehen – mit Ausnahme der im Archiv deponierten Kriegserinnerungen – der Öffentlichkeit nicht zur Einsichtnahme zur Verfügung“? Das wäre, sofern die großen Nachlassteile das öffentliche Wirken des Kommunalpolitikers, Parlamentariers und Schuldirektors Ernst betreffen sollten, diskussionswürdig. Aber eine solche Diskussion will ich hier natürlich nicht anstoßen.

    • Nein, verehrter Kollege Kunzmann, die Aussage lässt sich nicht so formulieren, denn – mea culpa – der Teufel liegt im Detail, es hätte heißen müssen „Große Teile des Familiennachlasses […]“. Dieser besteht im Wesentlichen aus Aufzeichnungen des Sohnes und des Enkels von Louis Ernst, von letzterem ist lediglich ein weiteres Original enthalten.

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