Briefe des Siegener Reichstagsabgeordneten Louis Ernst im Kreisarchiv


Ende letzten Jahres gelang es dem Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein, Originalbriefe des Siegener Reichstagsmitglieds Louis Ernst im Antiquariatshandel zu erwerben. Die über 60 Schriftstücke dokumentieren die Korrespondenz Ernsts mit seiner Familie während des Deutschen Krieges 1866; etwa jeden zweiten Tag schreibt Louis Ernst seinen Eltern in Siegen einen Brief. Sie bilden eine seltene individuelle Chronik der Kriegshandlungen vor 150 Jahren, eine wichtige sozial- und militärhistorische Quelle. Die Schrecken der Schlachtgeschehnisse, aber auch die Annehmlichkeiten nach dem Sieg gegen Österreich finden sich in den Briefen.

Louis Ernst
Louis Ernst wurde am 2. September 1839 in Siegen geboren. Ernst absolvierte die Realschule I. Ordnung seiner Vaterstadt und studierte in Bonn und Heidelberg Naturwissenschaften, speziell Chemie, bei den bekannten Professoren Robert Bunsen und Emil Erlenmeyer. 1860 promovierte er zum Dr. phil. Er nahm als Seconde-Lieutenant der Reserve bzw. Landwehr-Infanterie an den Feldzügen 1866 und 1870/71 teil.
Im November 1874 wurde er durch eine Nachwahl für den ausgeschiedenen Heinrich von Achenbach Mitglied des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis Arnsberg 1 (Siegen, Wittgenstein, Biedenkopf) und die Nationalliberale Partei, er behielt dieses Mandat bis 1878.
In späteren Jahren wird Dr. Louis Ernst zu einer geachteten Persönlichkeit in Siegen: u.a. als Direktor der Wiesenbauschule, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung, Kreistagsabgeordneter von 1889 bis 1900 und Mitglied des westfälischen Provinziallandtags von 1890 bis 1899.
Er starb am 2. Januar 1900 in Siegen. Noch heute ist die Straße in Siegen nach ihm benannt, die am Häusling zur ehemaligen Wiesenbauschule führt.

Restaurierung
Der Erhaltungszustand der Briefsammlung erlaubte allerdings keine Vorlage im Lesesaal des Kreisarchivs: das Papier musste entsäuert werden, Schimmelpilzbefall und Feuchtigkeitsschäden waren erkennbar, Risse und Fehlstellen lagen vor und der Einband musste wieder hergerichtet werden. In diesem Frühjahr wurden die erforderlichen Restaurierungsarbeiten in der Werkstatt des LWL-Archivamtes für Westfalen in Münster und im Zentrum für Bucherhaltung in Leipzig ausgeführt.
Vor wenigen Tagen konnte Kreisarchivar Thomas Wolf die Briefe in Münster abholen. Sie können nun im Benutzerraum des Kreisarchivs eingesehen werden.
Die unlängst, im Verlag Peter Lang erschienenen Abschriften der Briefe runden diesen Erhalt historisch wertvollen Archivguts in der Region Siegen-Wittgenstein ab.

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4 Gedanken zu „Briefe des Siegener Reichstagsabgeordneten Louis Ernst im Kreisarchiv

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