Alfred Sommer (1894-1983)

Erster Siegener Kreisbaurat.

August Otto Alfred Sommer wurde am 5. September 1894 in Siegen geboren. Er besuchte die städtische Volksschule und anschließend das Realgymnasium. Das Abitur legte er Ostern 1914 ab. Im Sommersemester 1914 begann er an der Technischen Hochschule Darmstadt das Studium der Architektur.


Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig beim Feldartillerieregiment Nr. 27 in Mainz. Wegen eines Unfalles musste er jedoch nach Siegen zurückkehren. Nach seiner Genesung wurde er gemustert und im Dezember 1914 zum 5./6. Garde-Feldartillerie-Regiment in Jüterborg eingezogen. Ein Beinleiden (Blutvergiftung) machte seine Entlassung im September 1915 erforderlich, schließlich wurde er im November 1915 endgültig ausgemustert.
Im Wintersemester 1915 nahm Alfred Sommer das Studium in Darmstadt wieder auf. Ostern 1918 bestand er dort das Diplom-Vorexamen und im Juli 1920 das Diplom-Hauptexamen mit der Note „gut“. Als nunmehriger Regierungsbauführer erweiterte er seine Kenntnisse beim Stadtbauamt in Siegen, wo er Siedlungsbauten der Stadt und des Elektrizitätswerkes Siegerland betreute. Von Dezember 1921 bis April 1922 arbeitete er beim Baubüro der Berliner Reichsbank, in deren Auftrag er die Bauleitung der Um- und Erweiterungsbauarbeiten der Zweigstellen Duisburg und Mülheim/Ruhr ausübte. Den dritten praktischen Abschnitte absolvierte am staatlichen Hochbauamt in Darmstadt. Im Oktober 1922 bestand er die große Staatsführung und wurde im November zum Regierungsbaumeister ernannt.
Von Dezember 1922 bis April 1925 arbeitete er als Architekt im Baubüro der Reichsbank, u.a. leitete er den Umbau der Reichsbankzweigstelle Siegen. Wegen der Einschränkung der Bautätigkeit der Reichsbank wurde er entlassen. Seit April 1925 wirkte er als freier Architekt in Siegen. Die umfangreichen Siedlungsbauten der Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten in Siegen und auch das Bauvorhaben der Siedlungsgesellschaft Siegen in der Friedrich-Wilhelmstr. trugen seine Handschrift. Spätestens ab 1927 arbeitete er zugleich als Sachverständiger für den Landkreis Siegen.
Am 1. Februar 1936 heiratet Alfred Sommer Maria geb. Kehl. Aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor.
Alfred Sommer trat nach 1933 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2201974) und gehörte der Reichskammer der bildenden Künste (Mitgliedsnummer A 1/4799) an.
Vom 2. Juli 1938 bis zum 31 Juli 1939 wirkte er als Kreisbaurat in Saarlautern. Am 1. August 1939 erfolgte seine Berufung zum Kreisbaurat des Kreises Siegen. Die Stelle des Kreisbaurates umfasste die gesamte Baupolizei, die Aufgaben eines Kreishochbauamtes und die Aufsicht über das Kulturbauamt (z. B. landesplanerische Arbeiten etc.). Vom 28. Juni 1941 bis zum 20. Juni 1943 war er an das Landratsamt Metz abgeordnet. Seit 21. Juni 1943 arbeitete er für die Organisation Todt [die militärisch gegliederte Bauorganisation des NS-Staates], Einsatzgruppe West, Oberbauleitung Essen. Landrat Justus Weihe bemühte sich um Sommers Rückkehr wegen des Baus von Luftschutzeinrichtungen und wegen der Koordination von Instandsetzungsarbeiten, die Bombenangriffe auf das Kreisgebiet erforderlich gemacht hatten. Daraufhin trat Sommer am 24. Juli 1944 seinen Dienst in Siegen wieder an.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum Konflikt zwischen seinem Vorgesetzten, Stadt- und Kreisbaurat Günter Simony, der zu Reibungsverlusten bei der Aufgabenerledigung führte. Daraufhin wurde Sommer beurlaubt, um an der Bauschule (Abteilung Hochbau) ab dem 1. April 1947 als Lehrer zu sein. Vom 1. April 1948 bis zum 30. September 1948 war Sommer an das Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen abgeordnet. Mit gutachterlichen Arbeiten für den Kreis Siegen, z. B. bei der Feststellung von kriegsbedingten Gebäudeschäden, wurde Alfred Sommer bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am 1. Dezember 1949 weiterbeschäftigt. Danach arbeitete er wieder als freier Architekt.
„Er zählte zu den markantesten Persönlichkeiten des Siegerländer Sports in den 20er und 30er Jahren, war Handballspieler und aktiver Leichtathlet, der als Betreuer und unbezahlter Übungsleiter großen Anteil an den erfolgen des Deutschen Handball-Vizemeisters „Sportfreunde“ Siegen, des Meisterläufers Herbert Böcher, des Marathonmeister Artur Reichmann u. a. hatte und als echter Mäzen fungierte.“ (SHK)
Am 22. Juni 1983 ist Alfred Sommer in Wiesbaden verstorben.

Quellen:
Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein, 2.14.1.(Personalakten), Nr. 55
Siegerländer Heimatkalender 1984, S.44 (SHK)

4 Gedanken zu „Alfred Sommer (1894-1983)

  1. Wen es denn interessiert: Der persönliche Nachlass von Kreisbaurat Sommer befindet sich im Stadtarchiv Siegen (Sammlung 442, 2 Kartons, 19 Positionen).

    • Moin aus Norden, Ostfriesland
      Mein Name ist Axel Schade, ich bin gebürtiger Siegener, wohne aber bereits seit 2001 aus gesundheitlichen Gründen an der Nordsee. Als Frührentner braucht man ein Hobby, meines ist es, die Geschichte der Sportfreunde Siegen aufzuarbeiten. Dazu stehe ich auch mit dem Verein, in persona mit dem Medienbeauftragten Daniel Schäfer, in Kontakt. Nun zu meinem Anliegen. Ich suche zur Person Alfred Sommer Fotos. Insbesondere aus dem Bereich Sportfreunde und ganz speziell zum ersten Stadion, das Alfred Sommer geplant und gebaut hat. Der Stadtplatz auf der Schemscheid. Können sie mir diesbezüglich Auskunft geben, ob es Fotos gibt und wie ich an Kopien derselben kommen kann. Gruß Axel Schade,

  2. In der Ausstellung “Geschichtsforum Wiederaufbau Siegen” – s. http://www.siwiarchiv.de/2012/05/siegener-architekturgeschichte-1950er-jahre/ – findet sich auch eine Biographie Sommers. Stephan Hahn, Mitglied des Geschichtsforums, weist folgende Gebäude Sommers aus den Nachkriegsjahren nach:
    – Gustav-von-Mevissen-Str. 21, Einrichtung einer zweiten Wohnung durch Einbau einer Küche im ersten Obergeschoss, 1954
    – Kirchweg 72, Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses (Damen- und Herrenfriseurgeschäft), 1949
    – Koblenzer Str. 61, 63, Projekt Garagenbau [damals: Koblenzer Str. 29]
    -Siegbergstr. 51, Wohnhaus, (nicht durchgeführt)
    – Sandstr. 5, Wiederaufbau des zerstörten Wohn- und Geschäftshauses (Laden, Büro und Wohnung), 1955
    – In der Hüttenwiese 28, Lagerhalle, (mittlerweile abgebrochen)
    – Marienborner Str. 127, Bau eines Holzlagerschuppens 1951, Bau eines Treibgasflaschenlagers in einer bestehenden Garage der Fa. Richard Bernshausen Holz- und Kohlenhandlung,1956 (mittlerweile abgebrochen bzw. abgebrannt)
    – Spandauer Str. 48 + 52, Bau eines Wohn- und Geschäftshauses mit zwölf Wohneinheiten mit vier Garagen, 1960
    – Bahnhofstr. 5, Errichtung von Läden in Behelfsbauweise auf dem Trümmergrundstück Cafe + Restaurant Sommer, 1950, nicht durchgeführt
    – Bahnhofstr. 5, Errichtung einer Projektionskammer für einen Reklamestand der Westdfeutschen Werbezentrale für Wirtschaftswerbung Hanaua, 1950 (ohne Genehmigung zeitweise errichtet)

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