„…Im Siegen´schen wurden die Leute bis auf den Tod geschlagen…“

Stadtarchiv zeigt historische Dokumente aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648)

Nachwirkung des Dreißigjährigen Kriegs: Druckschrift aus dem Jahr 1650 mit einer Beschreibung tumultartiger Szenen vor dem Rathaus Siegen und Gewaltexzesse gegen die katholische Obrigkeit ein Jahr zuvor (Stadtarchiv Siegen)

In seinem „Klick in die Vergangenheit“ widmet sich das Stadtarchiv Siegen regelmäßig unterschiedlichen Episoden der städtischen Geschichte. Besondere Anlässe, historische Ereignisse, bislang unbekannte Aspekte oder bemerkenswerte Archivstücke in den Sammlungsbeständen sollen dadurch vorgestellt werden. In der neuen Ausgabe wird an den Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs (1618) vor 400 Jahren erinnert und dessen Bedeutung für das Siegerland herausgestellt.

Die Einführung der Reformation Mitte des 16. Jahrhunderts, die Verbreitung des Calvinismus und die kirchliche Reorganisation unter katholischer Hand in Teilen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (besser bekannt als Gegenreformation oder Rekatholisierung) hatten viele Territorien und Gesellschaftsschichten in ein Pulverfass verwandelt. Auch die Grafschaft Nassau-Siegen blieb von den konfessionellen Wirren nicht verschont. Denn die weitreichenden internationalen Konflikte des 17. Jahrhunderts berührten im Kleinformat auch, oder besser gesagt besonders, das Siegerland. Den Stein des Anstoßes dafür hatte der in der eigenen Familie höchst umstrittene Konfessionswechsel Johanns VIII. Graf zu Nassau-Siegen (1583-1638) geliefert. Am 12. Dezember 1612 konvertierte er in Rom vor Papst Paul V. zum Katholizismus und schuf dadurch die Grundlage für eine Dreiteilung des kleinen Herrschaftsgebiets. Ab 1623 bestand Nassau-Siegen aus zwei reformierten Stammteilen und aus einem souveränen katholischen Territorium mit Residenz im Oberen Schloss von Siegen. Die dramatischen Auswirkungen des Dreißigjährigen Kriegs auf die Hauspolitik in Nassau-Siegen, aber auch auf Alltagsleben der Zivilbevölkerung wurden von Christian Brachthäuser, Mitarbeiter des Stadtarchivs Siegen, in einer PDF-Dokumentation zusammengestellt, die ab sofort auf der Website www.stadtarchiv-siegen.de abrufbar ist.

Parallel findet noch bis zum 30. Juni 2018 eine kleine Vitrinen-Präsentation im Lesesaal des Stadtarchivs Siegen statt. Gezeigt werden bislang unveröffentlichte kaiserliche Patente zum Aushang am Siegener Rathaus sowie landesherrliche Urkunden, Kupferstiche der beteiligten Protagonisten und originale Druckschriften aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Die Dokumente machen deutlich, dass selbst nach dem Westfälischen Frieden von 1648 noch keine Ruhe in Stadt und Land Siegen einkehren sollte. Zu sehr überwogen Vorbehalte und machtpolitisches Kalkül in der geteilten Grafschaft, die immer wieder den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdeten. Das Team des Stadtarchivs Siegen freut sich auf Ihren Besuch. Der Eintritt ist selbstverständlich frei!
Quelle: Stadtarchiv Siegen, Pressemitteilung

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